Aufruf 2025:

80 Jahre 8. Mai – gedenken, kämpfen, verändern

Mittwoch, 07. Mai 2025 | 19:00 Uhr | Café KoZ
Podiumdiskussion mit Initiative 19. Februar Hanau, Kiril Denisov (Jüdische Studierendenunion Deutschland) und Elisabeth Abendroth (Sozialwissenschaftlerin und Autorin) – moderiert von Leonie Wüst (Initiative Studierender am IG Farben Campus)

Sonntag, 11. Mai 2025 | 13:00 bis 22:00 Uhr | Campus Bockenheim
Konzerte: Lale Koçgün & Ensemble, Dascha Reimt, Gruppe Blumenstrauss, Die Steifen, PMS Hitfabrik, Nein Danke, One Trick Pony
DJs: Fred-D2000, DJ-Duo Grob, ohjasry
Podium 1: “Geschichte und Gegenwart der faschistischen Bedrohung im postnationalsozialistischen Deutschland” mit Florine Miez & Sascha Schmidt
Podium 2: “Faschismus von Braun bis Grau – Was bedeutet Antifaschismus in der Migrationsgesellschaft?” mit Mitgliedern von Azadi Antifa & Furkan Yüksel
Tischworkshop: Festival of Resilience
Essen: Ada Kantine

Gemeinsamer Aufruf:
Mit der Kapitulation der Wehrmacht vor den Alliierten endete am 8. Mai 1945 der 2. Weltkrieg in Europa. Seitdem blickt der Tag in Deutschland auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Dass er als “Tag der Befreiung vom Faschismus” gefeiert wird, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern selbst schon das Ergebnis jahrzehntelanger antifaschistischer Kämpfe. Überlebende und ihre Angehörigen, antifaschistische Zusammenschlüsse und eine kritische Wissenschaft kämpften gegen das lange und zähe Fortleben des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik. Sie taten dies gegen den Widerstand der Mehrheitsgesellschaft, die den 8. Mai lange als Tag der Niederlage wahrnahm.

Heute wirkt die Erinnerung an den Nationalsozialismus oft ritualisiert. Daher möchten wir mit euch über Inhalte und Formen des Erinnerns diskutieren und fragen, ob nicht der eigentliche Zweck des Erinnerns in den Hintergrund getreten ist: das Verändern!

Dieser Tage erscheint uns die Erinnerung an den Nationalsozialismus so aktuell wie nie. Wir beobachten seit Jahren die Rückkehr autoritärer Ideen und Politiken in allen Bereichen der Gesellschaft: Sie zeigt sich in den Wahlerfolgen der faschistischen AfD, die vor allem mit ihrer rassistischen Politik gegen Geflüchtete die Parteien der “bürgerlichen Mitte” vor sich hertreibt. Wir beobachten eine massive Zunahme des Antisemitismus nicht erst seit dem 7. Oktober 2023, der alle Bereiche der Gesellschaft – einschließlich Teile der Linken – ergreift. Antifeministische und queerfeindliche Propaganda und Politik führen zur Rücknahme zahlreicher Errungenschaften und Schutzmöglichkeiten. Parallel dazu steigt vor allem rechte Gewalt sprunghaft an. Auch der Islamismus sowie reaktionäre und faschistische Bewegungen in migrantischen Communitys müssen dabei im Blickfeld bleiben. All diese verschiedenen Formen autoritärer Ideologien bedrohen die hart erkämpften Errungenschaften antifaschistischen Engagements.

Wir wollen dieses Engagement im Bewusstsein behalten und angesichts weltweit stärker werdender autoritärer Bewegungen Kraft daraus schöpfen, um neue antifaschistische Bündnisse zu schaffen.

Anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung vom Faschismus wollen wir daher zusammenkommen, um zu feiern, uns auszutauschen und zusammenzustehen! Dafür laden wir euch zu unseren Veranstaltungen ein: am Mittwoch, den 7. Mai zur Podiumsdiskussion und am Sonntag, den 11. Mai zum Sommerfest auf dem Bockenheimer Uni-Campus. Sonntags wird es ein buntes Musikprogramm auf drei Bühnen, weitere Podiumsdiskussionen sowie Infostände geben und auch für Essen und Trinken ist gesorgt. Also kommt zahlreich und feiert mit uns für eine bessere Zukunft!

Unterstützer*innen:
Antifaschistische Basisgruppe Frankfurt am Main/Offenbach (abg)
AStA der Goethe Universität Frankfurt

Autonomes FLINTA-Referat
Azadi Antifa
Die LINKE Frankfurt
FfeM.
Generation Azadi
Initiative 7. Oktober
Initiative Studierender am IG Farben Campus
Kids in the Backyard Shows
Kurdisches Gesellschaftszentrum Frankfurt e.V. (NCK-Frankfurt)

LOS! Offenbach solidarisch
ransom_noise
Rosa Luxemburg Stiftung Hessen
Omas gegen Rechts
Städtefreundschaft Frankfurt-Kobanê e.V.
Verband Jüdischer Studierender Hessen (VJSH)

Aufruf 2022:

Sonntag, 8. Mai 2022 · 17 Uhr · Paulsplatz Frankfurt

Aufruf

Am 8. Mai 2022 jährt sich die militärische Niederlage des deutschen Faschismus zum 77. Mal. Es ist der Tag der Befreiung Europas durch die Rote Armee, die Alliierten und die Partisan*innen. Ein Jubiläum, das es weiterhin wert ist zu feiern aber zugleich ein Tag, an dem wir uns die hohe Priorität von Antifaschismus in aktuellen politischen Kämpfen vergegenwärtigen.
Fest steht: Es gab eine Welt vor und eine Welt nach der Kapitulation des Naziregimes. Eine „Stunde Null“ oder einen vollständigen Neubeginn ohne faschistische Bewegung hat es jedoch bekanntlich nie gegeben. Viele der alten NSDAP-Funktionäre, SS-Soldaten und Wehrmachtsbefehlshaber machten in der jungen Bundesrepublik wieder Karriere in hohen Instanzen der Wirtschaft, des Sicherheitsapparats, der Politik und Justiz. Eine wirkliche Entnazifizierung hat es nie gegeben. Spätestens seit den 1990er Jahren und dem „Sommer der Migration“ 2015, aber auch in den Jahrzehnten davor, sind rassistische Straßengewalt und faschistischer Terror, sind rechte Aufmärsche und Serien an Morden und Brandanschlägen Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Angesichts der über hundertjährigen Geschichte des rechten Terrors ist es für uns umso wichtiger, weiterhin mit der dürftigen deutschen Erinnerungskultur hart ins Gericht zu gehen. Denn die Inszenierung als geläuterte Nation verdeckt die faschistischen Kontinuitäten. Einen Schlussstrich unter die Vergangenheit darf es nicht geben. Im Gegenteil: Wir müssen die Verbrechen des Nazifaschismus als andauernde Verpflichtung dafür sehen, aufzustehen und uns zu engagieren gegen Militarismus und Nationalismus, gegen Antisemitismus, Antifeminismus und rassistische Hetze.
Auch global ist die Rechte auf dem Vormarsch: Neue Formen rechten Terrors von digital vernetzten Tätern, die im Alleingang handeln, stellen uns vor neue Herausforderungen. In Polen und Ungarn bauen rechte Regierungen systematisch demokratische Freiheitsrechte ab. Die globale autoritäre Offensive wurde in den letzten Wochen in mörderischer Weise in Form der Angriffskriege Putins gegen die Ukraine und Erdoğans gegen die Kurd*innen deutlich.
Antifaschismus bleibt auch in diesem Jahr eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Es gibt mehr als genug zu tun es liegt an uns, die Rechten und ihre menschenverachtenden Ideologien zu bekämpfen. Deshalb müssen wir uns als Antifaschist*innen zusammentun, uns besser vernetzen und den Rechten entgegentreten, wo wir sie treffen – auf der Straße und im Internet, auf der Arbeit und im Viertel! Nur gemeinsam können wir die faschistischen Bedrohnungen bekämpfen und für die Perspektive einer solidarischeren, gerechteren und sozialeren Welt eintreten. Am Jahrestag der Befreiung vom Nazifaschismus müssen wir deshalb laut und deutlich sagen: bis hierhin ist schon viel zu weit! Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!

 

Aufruf 2021:

Demo zum hundertjährigen Bestehen der antifaschistischen Bewegung und zum Vorabend des Tags der Befreiung vom deutschen Faschismus!

Freitag, 07.05.2021 | 18 Uhr | Saalbau Gallus

Vor 100 Jahren gründeten sich in Italien die “arditi del popolo” als erste antifaschistische Gruppen. In ihnen taten sich Veteranen des Ersten Weltkrieges, Kommunist*innen und Anarchist*innen zusammen, um dem Terror der faschistischen “Schwarzhemden” die Stirn zu bieten. Sie waren die militante Antwort der Arbeiter*innenklasse auf die aufstrebende Bedrohung durch den Faschismus. Sie waren der Beginn der hundertjährigen Geschichte linken Widerstandes gegen die faschistischen Bewegungen und Regime, die wir bis auf den heutigen Tag bekämpfen. Denn wir sind Antifaschist*innen.

Wo die Rechten sich zeigen, ist unser Widerstand. Wir organisieren den Gegenprotest. Wenn die AfD einen Wahlkampfstand macht, sind wir da, um ihn abzuschirmen. Den Parteitagen der Rechten begegnen wir mit massenhaftem zivilen Ungehorsam. Wenn Liberale oder Konservative mit dem Faschismus paktieren, sind wir auf der Straße. Wir wehren den Anfängen und lernen aus der Geschichte. Für uns ist Faschismus keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Deshalb blockieren wir die Routen von Naziaufmärschen. Kein Pfefferspray oder Polizeiknüppel kann uns dauerhaft davon abschrecken. Während die Polizei die Faschist*innen schützt, bekämpfen wir sie. Während einige Pressevertreter*innen den Rechten hofieren, übertönen wir ihre Hetze. Wir sind der Schwarze Block und das bunte Bündnis gegen Rassismus. Wir sind friedlich und militant. Wir lassen kein Fußbreit den Faschist*innen: ¡No Pasaran!

An den Außengrenzen Europas wehren wir uns gegen die rassistische Abschottungspolitik der kapitalistischen Zentren. Wir sind die Feind*innen der Festung Europa und ihrer Fans. Denn unsere Solidarität kennt keine Grenzen! Wir sind international und kosmopolitisch. In Rojava verteidigen wir die Revolution gegen Daesh und in Polen protestieren wir gegen die PiS. Dem Antifeminismus der Faschist*innen setzten wir einen feministischen Antifaschismus entgegen. Wir sind der Kampf gegen misogyne Incels und soldatische Männerbünde. Für uns gibt es keine Kompromisse bei körperlicher und sexueller Selbstbestimmung. Chauvinistisches Gedankengut hat in unseren Reihen keinen Platz. Unsere Bewegung ist feministisch und queer. Wir sind Fantifa.

Bei der Lohnarbeit sind wir solidarische Kolleg*innen und linke Betriebsrät*innen. Wir halten zusammen gegen die Rechten und ihre Politik für die Reichen. Wir stehen für Kooperation und Egalität statt für Konkurrenz, Ungleichheit und Hierarchien. Für die herrschende Klasse war der Faschismus schon immer eine attraktive Krisenlösung. Doch ihrer Spaltung begegenen wir mit Klassenkampf. Eine antikapitalistische Perspektive ist für uns alternativlos. Wir stehen für die globale Freiheit von Ausbeutung und Unterdrückung statt völkischen Standortnationalismus.

Im Kampf gegen Faschist*innen bilden wir Recherche-Kollektive, informieren über rechte Umtriebe und outen Nazis in der Nachbarschaft. Nachts verkleben wir Plakate und Sticker im Viertel, am Wochenende blockieren wir Querdenken in der Innenstadt. Denn wer mit Nazis marschiert, macht sich zur Mittäter*in. Jeden Antisemitismus zu bekämpfen ist für uns eine historische Verpflichtung.

Unsere Antwort auf ihren Terror heißt Migrantifa. Wir leisten Widerstand gegen den alltäglichen und strukturellen Rassismus dieser Gesellschaft, der den rechten Mördern zur Legitimation dient. Unsere Aktionen bedeuten Erinnerung, Aufklärung und Konsequenzen. Wir werden Hanau, Halle und Celle nie vergessen und niemals verzeihen! Wir wissen, dass die Faschist*innen auch in der Polizei und den Geheimdiensten sitzen. Nazis in deutschen Behörden sind eine historische Kontinuität. Entnazifizierung darf für uns deshalb keine leere Parole sein, sondern muss antifaschistische Praxis werden. Wir wollen den Verfassungsschutz abschaffen und den NSU-Komplex auflösen. Wir wollen die Polizei definanzieren und das KSK entwaffnen. Wir wollen alle Nazinetzwerke zerschlagen, um weitere Morde zu verhindern. Das sind wir allen Opfern des Faschismus schuldig!

Wir sind Lina, Findus, Dy und Jo. Wir sitzen im Knast, weil der deutsche Staat Antifaschismus kriminalisiert und Nazis beschützt. Aber wir geben nicht auf. Denn wir sind alle 129a/b und Solidarität ist unsere Waffe. Aus Überzeugung und Notwendigkeit bekämpfen wir Nazis. Bürgerliche Medien und Politiker*innen stellen uns dafür an den Pranger. Doch wir wissen, dass auf den Staat und seine Behörden kein Verlass ist. Entweder wir nehmen Antifaschismus selbst in die Hand – oder niemand tut es. Als Walter Lübcke ermordet wurde, waren wir deshalb auch die einzigen, die auf den Straßen protestiert haben. Die Mehrheit hat geschwiegen. Während die meisten so die Bedrohung ignorieren oder verharmlosen, gehen wir zum Angriff über. Während andere mit den Rechten diskutieren und reden wollen, nehmen wir ihnen ihre Bühnen. Während noch viel zu viele sich den Rassist*innen und ihrem Nationalismus anbiedern, bekämpfen wir sie mit allen notwendigen Mitteln. Die Vernichtung des Faschismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Wir sind rot, schwarz und bunt. Wir sind eine Bewegung im Wandel, lernen aus unseren Fehler und schreiten fragend voran. Wir kämpfen seit 100 Jahren. Wir sind Antifa.

Zum Jahrestag des Sieges der Partisan*innen, der Allierten und der Roten Armee über den deutschen Faschismus nehmen wir uns die Straße!
76 Jahre nach der Niederlage des Naziregimes ist Antifaschismus noch immer eine bittere Notwendigkeit!
Deshalb: Alle zusammen gegen den Faschismus – damals wie heute!
100 Jahre Antifaschismus sind kein Grund zum Ausruhen, sondern bedeutet weiterhin Kampf den bestehenden Verhältnissen!
Gegen rechte Krisenlösungen und Rechtsruck in Staat und Gesellschaft!

In Gedenken an alle Opfer des Faschismus!

Alerta Antifascista!